Berlin, 5. August 2019 – Direkt vor den Sommerferien fanden in Berlin zwei von insgesamt fünf bundesweiten StatusRad-Projektwochen statt, die Jugendlichen das Radfahren als urbanes Verkehrsmittel mit Statuscharakter näherbringen sollen. 

Trotz hitzefrei und Vorferienstimmung waren die Schülerinnen und Schüler der Fritz-Reuter-Oberschule in Lichtenberg sowie der Nelson-Mandela-Schule in Wilmersdorf mit Spaß, Neugier und ergebnisorientiert bei der Sache. Am Ende der fünf abwechslungsreichen Tage präsentierten sie ihre Vorschläge für eine fahrradfreundlichere Ausstattung und überreichten jeweils eine Spende, um Schüler*innen im südlichen Afrika mit Fahrrädern auszustatten. 

Das Projekt StatusRad wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) gefördert und von team red Deutschland durchgeführt.

Innerhalb einer fünftägigen Projektwoche werden die unterschiedlichen Aspekte des Radfahrens theoretisch erarbeitet, praktisch ausprobiert und das Mobilitätsverhalten von Jugendlichen kurz vorm Führerscheinerwerb erhoben. Das Projekt geht der Frage nach, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit das Fahrrad als genauso oder ähnlich „cool“ gilt wie das Auto. Wie schon an der Albert-Schweitzer-Schule in Kassel wurden neben theoretischen Unterrichtseinheiten und Fokusgruppendiskussionen Fahrräder zum Ausleihen bereitgestellt. Marken wie „8bar“, „Schindelhauer“ oder „Tern“ stellen ihre begehrten Räder zum Testen zur Verfügung. Mit dabei waren außerdem Lastenräder der „fLotte“ des ADFC, „Brompton“-Falträder, die sich schnell zusammenklappen lassen und dann kostenlos in Bus, Bahn und Tram mitgenommen werden können und andere Leihräder.

Wie von den Initiatorinnen angenommen, ist das Ausprobieren zentral, wenn es darum geht, das Fahrrad alltäglich zu nutzen. Victoria Lewin, 14, Schülerin der Nelson-Mandela-Schule, möchte das Fahrrad zukünftig öfter nutzen und das obwohl sie dafür etwas früher aufstehen musste. „Gestört hat mich allerdings der Lärm und die schlechte Luft auf der Straße“, so die Schülerin. Neben den umweltpolitischen Aspekten hoben die Jugendlichen aber vor allem die Flexibilität des Fahrrads gegenüber anderen Verkehrsmitteln hervor. „Das Projekt hat mir geholfen, Vorteile des Radfahrens zu erkennen, denn es ist nicht nur gut fürs Klima, sondern oft auch schneller als der ÖPNV“, so Victoria weiter. Den Führerschein wollen die meisten Schüler*innen zwar dennoch machen, aber ohne sich ein Auto anzuschaffen. Car- und Lastenrad-Sharing-Angebote überzeugten die Teilnehmer*innen dabei am meisten davon, dass es kein eigenes Auto braucht. 

„Wir sind hocherfreut, wie gut das Projekt angenommen wurde“, so Projektleiterin Antje Merschel. „Die Jugendlichen machen begeistert mit, vor allem wenn es darum geht, eigenständig und ohne Lehrer*innen Themen oder Projekte zu erarbeiten.“ In Wilmersdorf sammelten die Schüler*innen so mit einem Limonadenstand 60 Euro, die dem Projekt World Bicycle Relief zugutekommen sollen, um damit ein Fahrrad in einem Dritte-Welt-Land zu finanzieren. An der Fritz-Reuter-Oberschule kamen sogar 145€ zusammen, durch den Verkauf von am Vortag selbstbedrucken Stoffrucksäcken und die mutige Ansprache fremder Personen während der Fridays-for-Future Demonstration. Die Vernetzung des Themas Fahrrad und Mobilität mit praktischen Klima- und Gerechtigkeitsfragen ist hochaktuell, nicht nur für die Zielgruppe der 14-16jährigen. Deswegen plant die Nelson-Mandela-Schule, es durch weitere Spendenaktionen präsent zu halten. 

Die beliebtesten Programmpunkte an allen Schulen waren aber die Ausflüge mit dem Fahrrad. Glück für Lichtenberg: Da die Projektwoche dort ein Wochenende einschloss, hatten die Schüler*innen die Möglichkeit, die Räder länger und unabhängiger von der Schule zu testen.

Aber nicht nur Schüler*innen, die erstmals die Gelegenheit nutzten Radfahren in Berlin auszuprobieren, sondern auch Lehrkräfte, die die Projektwochen maßgeblich mit den Jugendlichen durchgeführt haben, gaben spontan an, jetzt auf den Geschmack gekommen zu sein, freut sich Carolin Kruse vom StatusRad-Team. Dabei geht sowohl um den Spaß an der Mobilität per Fahrrad, aber auch um das richtige Fahrrad, das den Spaßfaktor um einiges erhöht. 

Erfreulich reges Interesse an den Ergebnissen der Projektwochen zeigten die Schulleitung, die Elternvertretung, der schulische Förderverein, Vertreter*innen der Verbände ADFC und VCD sowie Vertreter des Bezirksamtes Lichtenberg und des FahrRats Charlottenburg-Wilmersdorf, die von den Schüler*innen zum Abschluss präsentiert wurden. Hier ergaben sich Anknüpfungspunkte für weitere schulische und bezirkliche Entwicklungen hinsichtlich Sicherheit, Komfort und Gesundheit. 

2020 kommt StatusRad nach Glückstadt und Berlin-Kreuzberg. Abschließend fließen die Ergebnisse in einen Leitfaden zur Durchführung von Fahrrad-Projektwochen für die Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen. Die Veröffentlichung durch team red Deutschland ist für April 2021 geplant. 

Pressekontakt:
Yvonne Hagenbach, yvonne.hagenbach@team-red.net, 0160-99821900

Weiterführende Links:
Projektwebsite: http://www.statusrad.bike
team red Deutschland: http://www.team-red.net
Fritz-Reuter-Oberschule: https://www.fritz-reuter-oberschule.de/
Über den Nationalen Radverkehrsplan (NRVP): https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/bund/nationaler-radverkehrsplan-nrvp-2020
StatusRad im Fahrradportal: https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/praxis/statusrad-fahrrad-als-statussymbol-bei