Peiner Allgemeine Zeitung, 22. Juli 2021

Spannende Schulwoche mit Tests von Top-Modellen, Touren und einer Spendensammlung – Projekt soll zum festen Bestandteil werden

Von Christian Meyer

Edemissen Rad-Projekt: IGS-Schüler wünschen sich sichere Abstellplätze
Auch das gehörte zum Rad-Projekt an der IGS Edemissen: Die Schülerinnen und Schüler sammelten Spenden für eine Hilfsorganisation,
die Kindern in Entwicklungsländern Räder zur Verfügung stellt. FOTO: LUTZ BIERWIRTH/REGIONALVERBAND

EDEMISSEN. Schülern so richtig Appetit machen aufs Radfahren – das war das Ziel eines vom Bundesverkehrsministeriums geförderten Projekts, an dem jetzt 24 ausgeloste Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Edemissen teilnehmen durften. Die Schüler beschäftigten sich unter anderem mit dem Flächenverbrauch von Autos, Berufen rund um das Rad und durften unter anderem auch Top-Modelle wie EBikes oder elektrisch angetriebene Lastenräder im Wert von rund 5000 Euro testen. Das Fazit fiel positiv aus: „Wir wollen die Projektwoche etablieren an unserer Schule“, sagte Lehrerin Andrea Ritter.

In kleinen Abschluss-Referaten präsentierten die Neuntklässler die Ergebnisse der Projektwoche vor Gästen und machten ziemlich deutlich, dass ein gutes Rad alleine noch längst nicht darüber entscheidet, ob sie den Schulweg damit zurücklegen. In Sachen Fahrradfreundlichkeit gebe es nämlich noch Verbesserungspotenzial an ihrer IGS, stellten die Schülerinnen und Schüler anhand einer Checkliste fest.

Sie bemängelten zum Beispiel fehlende Spinde für Rad-Helme, auch Reparaturmaterial stehe für den Fall der Fälle nicht zur Verfügung. Zudem wünschten sich die Projekt-Teilnehmenden sicherere Abstellplätze für ihre Räder, etwa einen abschließbaren Rad-Käfig, Boxen oder mehr Bügel. Von den üblichen Fahrrad-Ständern halten sie wenig. „Das sind Felgen-Killer.“ Deshalb schließen einige Schüler ihr Rad jetzt schon lieber mit einem Schloss am Schulzaun ab. Adrienne Carstens, die Leiterin des Fachdienstes Schule, Kultur und Sport beim Landkreis Peine oder Verbandsdirektor Ralf Sygosch vom Regionalverband Braunschweig hörten da ganz genau hin. Sie zählten zu den Gästen der Abschlussveranstaltung. Die Schüler versicherten, es würden sicherlich mehr zur Schule radeln, wenn es noch bessere Abstellplätze gäbe.

In ihrer Projektwoche erfuhren die Schüler aber auch ganz allgemein, welche Vorteile Radfahren hat, mit welchen Apps sich Touren planen lassen oder dass man nicht für alle Transporte ein Auto benötigt: Das Holz-Material für ein Projekt holten sie aus dem Baumarkt mit ihren Lastenrädern und einem Anhänger ab. Klappte auch gut. Die Modelle hatten sie dafür von Händlern aus Braunschweig zur Verfügung gestellt bekommen.

In Peine waren die Organisatoren rund um das Berliner Status-Rad-Projekt und die IGS leer ausgegangen, die Händler hatten aufgrund der großen Kunden-Nachfrage schlicht keine Modelle parat. „Es war eine große Herausforderung, Leihräder für das Projekt zu finden. Das hatten wir so nicht auf dem Schirm“, sagte Koordinatorin Antje Merschel, an den vorherigen Standorten in Berlin und Kassel sei das kein Problem gewesen. „Vielleicht klappt das nächstes Jahr“, hofft Lehrerin Andrea Ritter.

Der Regionalverband Großraum Braunschweig begleitete das Projekt, um später für andere interessierte Schulen in der Region etwas Vergleichbares anzubieten. Als „hilfreich und spannend“ bewertete Jasmin Junghans vom Regionalverband die fünf Tage. „Die Projektwoche bietet sehr viel Potenzial, das nun in Edemissen das erste Mal in der Region umgesetzt und genutzt wurde. Die Schülerinnen und Schüler haben sich mit vielen Facetten des Radfahrens beschäftigt und die Ergebnisse, die am letzten Tag vorgestellt wurden, sind vielversprechend“, sagte sie. Bei einer Weiterführung an anderen Schulen in der Region müsse mit einer potenziellen Schule gemeinsam abgestimmt werden, welche Einheit wie umgesetzt werden kann. Denn gerne soll das Wissen weitergetragen werden.

Doch können sich die Edemisser Schüler nun auch tatsächlich vorstellen, mehr Rad zu fahren? „Ja“, betonte die 15-Jährige Elif Cirakbel. „Wir stellen schon fest, dass es Effekte durch das Projekt gibt“, unterstrich auch Koordinatorin Antje Merschel. Einen weiteren Austausch soll es bei der Abschlussveranstaltung des Projekts in Berlin geben – die IGS-Schüler aus Edemissen werden mit dem Bus anreisen und sich in der Hauptstadt dann passenderweise Räder leihen.

IGS-Schüler sammeln Spenden

Sie informierten vor dem Rewe-Supermarkt im Ort, überzeugten Eltern oder Freunde oder wollen noch mit Verkäufen bei Aufführungen etwas in die Kasse bekommen: Anlässlich ihres Rad-Projektes sammelten die Edemisser IGS-Schüler auch Spenden für eine Hilfsorganisation, die Bedürftige in Afrika, Südamerika oder Südostasien mit Rädern versorgt. World Bycicle Relief heißt die Organisation, die mit Ihrer Idee unter anderem zu einer besseren Bildung beiträgt. Denn: Oft müssen Kinder und Jugendliche in armen Ländern kilometerlange Wege zur Schule zu Fuß zurücklegen. Studien zeigen, dass der Anteil an Schülern rapide wächst, wenn sie mit dem Rad fahren können. „Und die Noten verbessern sich auch“, merkte Antje Merschel vom Berliner Status-Rad-Projekt an, die die Projektwoche in Edemissen begleitete. Die IGS-Schüler sammelten bereits mehr als 270 Euro, dafür kann die Hilfsorganisation zwei Räder kaufen, das Geld für ein drittes Rad soll auch noch reingeholt werden. „Über dieses Engagement der Schüler sind wir ganz happy“, lobte Merschel.